systemchange not climatechange

Die fff starteten auch endlich wieder in Würzburg. Da musste die Gelegenheit genutzt werden, um ein paar Dinge zu sagen.

Rede, Freitag, 5.6.2020, fff-Demo Würzburg

 
Systemwandel statt Klimakrise!
Coronakrise, Klimakrise, globale Ausbeutung insbesondere des globalen Südens, Ausbeutung von vielen Milliarden fühlenden Wesen in Tierfabriken, wachsende nationalistische Bewegungen & ebensolches Gedankengut, faschistische Regierungen, Fluchtursachen wie z.B. Krieg, Dürren, Hungersnöte, untragbare Zustände in Geflüchtetencamps an der EU-Außengrenze,  Polizeigewalt, insbesondere gegen Ärmere, Obdachlose, BIPoC, PoM, Frauen, sowie politische Aktivist*innen. Die Liste ist endlos lang. Doch was haben all die Punkte gemeinsam?
 
Diese gesellschaftlichen & globalen katastrophalen Zustände sind gekennzeichnet und verursacht durch Macht- und Herrschaftsansprüche & -verhältnisse und durch eine kapitalistische Ausbeutungslogik, die auf unendliches wirtschaftliches Wachstum abzielt ohne Berücksichtigung der planetaren Grenzen und ohne moralische Ansprüche an Ethik gegenüber Menschen, Natur & anderen Tieren. Gleichzeitig basieren diese Zustände auf einer herrschenden Klasse, die den Status Quo zur Not mit autoritären Mitteln und Gewalt erhalten will & die Massen mittels Lohnarbeit und kapitalistischen Konkurrenzdruck und Abhängigkeiten klein hält. Diskriminierungsformen wie Rassismus, Sexismus, Speziesismus & andere sind ein Teil davon. 
 
Um all diesen überwältigenden Problemen begegnen zu können, benötigt es einen radikalen Wandel. Sowohl in den Herzen und Köpfen, als auch in der Überwindung des auf Ausbeutung und Unterdrückung basierenden Systems des globalen Kapitalismus. Der dringend erforderliche Wandel muss basieren auf internationaler Solidarität.
 
Die Covid-19 Pandemie trifft vor allem die Länder jetzt am Härtesten, deren herrschende Klasse sich dem internationalen Konkurrenzdruck des globalen Kapitalismus verschrieben haben und selbst mit allen Mitteln versuchen, Teil davon zu werden. Covid-19 trifft auch solche Länder besonders hart, deren Regierungen eher mit faschistischen Regimen vergleichbar sind. Es hat bisher alleine dadurch besonders in den armen Bevölkerungsteilen, hunderttausende Todesopfer gegeben, und in einer Logik in der Gesundheitssysteme auf Kosten der Gesundheit der Menschen wirtschaftlich optimiert werden, fossile Energieträger auf Kosten der Umwelt & Menschen abgebaut und verbrannt werden, Konkurrenzdenken anstatt Kollektivem Denkens propagiert wird, Leistungsdruck, Erwartungshaltungen, binäre Rollenbilder und vorgegebene sexuelle Orientierungen zur gesellschaftlichen Norm gehören und auch mentale Gesundheit stigmatisiert und als nicht so wichtig angesehen wird, sind zukünftige Katastrophen und Krisen, welche definitiv kommen werden, nicht zu bewältigen.
 
Genau in dieser Zeit, wo Menschen in der gesamten Welt darüber hinaus bereits an den Folgen der Klimakrise leiden und diese sich mittlerweile auch hier stärker bemerkbar macht, wird offen in den Parlamenten über Abfuckprämien diskutiert, das Kohlekraftwerk Datteln4 ans Netz angeschlossen, Fluggesellschaften gerettet, das Gesundheitswesen weiter privatisiert, weiterhin fossile Energien subventioniert und am Leben gehalten. Arbeiter*Innen, Natur und andere Tiere werden in Tierfabriken ausgebeutet und die Globalisierung der Weltausbeutung, genannt Weltwirtschaft, wird vorangetrieben, ganz getreu dem Motto „Zuerst die Wirtschaft & der Profit, dann alles andere“. Dies alles ist zugleich jedoch keine Überraschung, denn es folgt der kapitalistischen Logik und dem Willen der herrschenden Klasse. Es verwundert auch nicht, dass jetzt vor allem viele Menschen der sogenannte untere Klasse vor existenziellen Notlagen stehen, sich aber primär vor allem von den Parlamenten und den dazugehörigen Lobbygruppen um die Interessen der Großkapitalist*innen gekümmert wird, während für Pflegekräfte und Co. von Balkonen geklatscht wird.
 
Auch in Würzburg wird der selben Logik gefolgt. Anstatt den Wandel wirklich voranzubringen, Kultur, Kollektivität, Basisdemokratie & Ökologie zu stärken, werden lieber durch Absprachen hochbezahlte Stellen im Rathaus geschaffen. 
 
Dies verwundert jedoch ebenso wenig, da eine parlamentarische Parteienpolitik & die dazugehörigen Parlamente eben auch auf dieser Klassenherrschaft beruhen und somit das bestehende System nicht ansatzweise mit dem Willen zur echten Veränderung angehen, sondern eher den Status Quo festigen. Hierbei geht es um schlicht um Macht und Fraktionskämpfe.
 
Es ist jedoch weit entfernt von der Ermutigung Einzelner, von Basisdemokratie und teilhabender Mitbestimmung, sowie der Ermächtigung der Bevölkerung & dem Abbau von Hierarchien. Dies ist aber essentiell als Basis für einen gesellschaftlichen und systemischen Wandel, den wir uns ersehnen, den wir aber auch dringend benötigen.
 
Wir brauchen freie Räume und soziale Kulturzentren, wo Menschen wieder zusammenfinden und kollektiv lernen, sich weiterentwickeln und neue Systeme ausprobieren können, sowie sich gegen kapitalistische Markt- & Profitlogik wehren können. Es bedarf vor allem auch einen neuen Mut, das etwas Neues mit dem Anspruch der Ökologie, der Hierarchiefreiheit und des guten Lebens für alle unabhängig Ihrer sozialen Klasse, Hautfarbe, ihres Geschlechts, der geographischen Herkunft, sexuellen Orientierung o.ä. machbar ist.
 
Ziviler Ungehorsam ist unsere moralische Pflicht, um gegen diese Ungerechtigkeiten vorzugehen und wir müssen geschlossen  und solidarisch der kapitalistischen Klasse zeigen, dass wir ihr „business as usual“ mit all den Konsequenzen auf dem Rücken anderer nicht einfach so hinnehmen.
 
Wir lassen uns auch durch Kriminalisierung von staatlichen und politisch rechts motivierten Institutionen wie den Verfassungsschutz nicht zum Schweigen bringen oder spalten. Wir kämpfen für individuelle Freiheit, Kollektive Solidarität, Selbstbestimmung und Teilhabe, sowie gegen Ausbeutung, Gewalt und Diskriminierung.
 
We are unstoppable, another world is possible. Wir sind Ende Gelände und wir sind nicht allein.
 
Deshalb gilt für uns weiterhin: Auf geht‘s, ab geht‘s, Ende Gelände!