“Ich war Extinction Rebellion”…

“Ich war Extinction Rebellion”…      (8.Oktober 2019)

…jetzt bin ich skeptisch.
Nun läuft sie also die Rebellion Week, u.a. in Berlin. Ich habe mir in den letzten Wochen den Kopf über Extinction Rebellion zerbrochen. Ich bin noch immer nicht fertig damit und genau das ist auch der Grund warum sie läuft, die Rebellion Week, während ich zu Hause bin und mich nun entschieden habe, auch noch einen Beitrag zu diesem viel diskutierten Thema zu schreiben.
Ich habe mir eine Ortsgruppe gewünscht, denn ich habe mich fesseln und begeistern lassen, von den Bildern aus London und mehr und mehr Städten überall auf der Welt: bunt, ungehorsam, fröhlich, auffallend, störend. Wie mir ging und geht es vielen, das merkte ich auch im Prozeß der Gründung unserer Ortsgruppe: zum Plenum kommen viele Menschen, immer wieder gibt es Anfragen, jede*r scheint wie elektrisiert auf Extinction Rebellion zu warten. Die Arbeit, die im Aufbau einer Ortsgruppe und der Planung und Vorbereitung einer Aktion steckt, möchten aber zu oft nur wenige aktiv in Angriff nehmen. Das war einer der ersten Punkte, der mir den Spaß an der Rebellion etwas trübte. Während ich also – teils gezwungenermaßen, teils aus Notwendigkeit – tiefer in die nationalen Strukturen einstieg, kam ich sehr schnell an den Punkt, an dem das Grübeln und Zweifeln begann. Während ich anfangs nur den Zivilen Ungehorsam sah (eine Aktionsform, die ich sehr schätze) und die Idee, diesen in die Städte zu tragen, logisch, konsequent und gut fand (und auch nach wie vor finde), verstand ich die seitens anderer Gruppen mehr und mehr geäußerte Kritik an XR nur bedingt. Das änderte sich! Die Kritik von Gruppen wie Ende Gelände ist ebenso gerechtfertigt und nachvollziehbar wie die, aus dem Hambacher Forst und von zahlreichen einzelnen Aktivisten*innen. XR positionierte sich diesen Menschen gegenüber sehr überheblich und abgrenzend, distanzierte sich, statt die Kraft der Klimagerechtigkeitsbewegung durch Solidarisierung weiter zu stärken. Oft waren es unglückliche Formulierungen, aber oft steckt der Fehler eben doch im System: keine konkreten Forderungen und Vorschläge, absolute Anschlußfähigkeit in alle Richtungen, die Entstehung, die eigentlich keine ist, sondern einer bis ins kleinste Detail strategisch geplanten Operation gleicht, die im Hintergrund involvierten Firmen, Organisationen, der Gründer selbst, fehlende Systemkritik…Die Liste der Kritikpunkte wurde in den letzten Tagen und Wochen oft diskutiert. Dann kam Hamburg und es geschah “Sitzenbleiben”, die merkwürdige Umfrage im Vorfeld der Rebellion Week schloß sich nahtlos an. Es gab Entschuldigungen, Erklärungen, auf Kritik wurde reagiert, Dinge korrigiert, aber meine Distanziertheit ist geblieben. Den einzelnen Ortsgruppen mag man mit all der Kritik vermutlich oft Unrecht tun, denn dort sammeln sich motivierte Menschen, die das Richtige tun wollen. Aber das Bündnis selbst ist momentan keines, mit dem ich mich uneingeschränkt identifizieren, dem ich mich bedenkenlos anschließen und mit dem ich ruhigen Gewissens in den Zivilen Ungehorsam gehen kann. Und während ich aufgrund meiner Ende Gelände-Erfahrungen auf mein Bauchgefühl vertrauen kann, weiß ich, dass vielen dieses Bauchgefühl fehlt und hier eröffnet sich ein weiterer großer Kritikpunkt: XR zieht momentan unfassbar viele Menschen an, Menschen, ohne jegliche Erfahrung mit politischem Protest, mit Zivilem Ungehorsam und Polizeikontakt. Menschen, die von all den Bildern und Videos angezogen werden und nun auch Teil dieser Bewegung, dieses Kampfes für das Gute und Richtige sein wollen und das bei XR im Prinzip sofort in die Tat umsetzen können. Aktionstrainings können diesen Menschen kurz vor Blockadeaktionen verpasst werden, aber es fehlt die Zeit, damit sich jede*r Einzelne wirklich mit der Organisation selbst, der Kritik, den Strukturen und Hintergründen auseinandersetzen kann. Es gibt oft keinen Gruppenfindungsprozeß, kein Ankommen in einer Ortsgruppe, in der man seinen Platz findet, die Menschen kennenlernt, Dinge und Vorgehensweisen hinterfragt, lernt und wächst, ehe man in eine Aktion geht. XR ist sofortige Aktion und das ist eben auch gefährlich. Ich wünsche den Menschen, die momentan in Berlin und anderen Städten auf der Straße sind viel Erfolg und ich hoffe, für keine*n kommt das böse Erwachen, wenn aus den bunten, fröhlichen Bildern und utopischen Herangehensweisen auf einmal eine handgreifliche Räumung wird oder in ein paar Wochen Briefe von Polizei und Staatsanwaltschaften zu Hause ankommen. Ich freue mich, wenn Menschen, Regierungen und Städte wachgerüttelt, gestört und zum Handeln gezwungen werden, aber ich habe meine Zweifel. Und abgesehen von all dem bleibt eine Frage, auf die ich keine Antwort finde: was dann? Was bleibt nach den Blockaden, wenn es keine konkreten Forderungen gibt, an denen man sich abarbeiten, die man diskutieren, an und für deren Umsetzung man arbeiten kann?
Ich habe den Hambi gesehen und es war Liebe auf den 1. Blick – zum Wald, den Menschen, dem Kampf, der dort vielfältig geführt wird. Ich wollte Teil davon sein und helfen, damit all das erhalten bleibt. Daran gab es keine Sekunde den geringsten Zweifel, das ist bis heute so.
Ich habe Ende Gelände kennengelernt und es war Liebe auf den 1. Blick – zum Bündnis, den Ideen und Zielen,